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INNOVATION / Heldele GmbH nutzt bundesweit einmalige Software

"Ab vier Millionen Euro Bauinvestition und ab zwei am Bau beteiligten Firmen ist Maremba für uns interessant", sagt Heldele-Geschäftsführer Bernd Forstreuter. Die Salacher hatten bereits bislang an Ausschreibungen online teilgenommen und sind nun daran interessiert, die digitale Lösung auch auf der Baustelle komplett umzusetzen. Die Produktivitätssteigerung, die dadurch erzielt wird, schätzt  Forstreuter auf bis zu 15 Prozent. Voraussetzung aber sei, dass Kaufleute, Monteure und Bauleiter lückenlos und zeitnah ihre einzelnen Arbeitsschritte digital dokumentieren.

Im Gegenzug haben Architekt, Unternehmer und Bauherr tagesaktuell einen Überblick über den Status sämtlicher Prozesse. "Diese Transparenz diszipliniert den Einzelnen auch, unverzüglich seinen Statusbericht abzugeben, weil alles ineinandergreift", sagt Dr. Martin Knapp, dessen Heidelberger Softwareunternehmen Betternet rePlant programmiert hat. Der Bund hat das internetbasierte Baustellenmanagementsystem mit 1,5 Millionen Euro gefördert, weil vor allem der Mittelstand davon profitieren soll.

Begründung: Über die Softwareplattform können sich kleinere Unternehmer zu Arbeitsgemeinschaften formieren, die dann auch bei großen Gewerken um die Auftragsvergabe mitbieten können. Denn via digitaler Dokumentation können auch Mitarbeiter verschiedener Unternehmen agieren als ob sie aus einem Haus kämen, weil Schnittstellen sauber definiert sind und die Kommunikation per Intranet und e-Mail lückenlos ist.

Denn rePLANT  bildet von der Ausschreibung über die Massenermittlung bis zur Vergabe über dutzende Schnittstellen hinweg die gesamte Prozesskette digital ab. Das minimiert die Fehlerquote, weil Übertragungsfehler ausbleiben, und spart Zeit, weil Daten nicht mehr immer neu erfasst werden müssen. Das innungsnahe Elektro-Technologie-Zentrum etz in Stuttgart moderierte das Projekt, an dem der Baden-Württembergische Handwerkstag (BWHT), das Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO), das Forum soziale Technikgestaltung sowie die Betternet GmbH als Entwickler beteiligt waren.

In einer Simulationsphase hatten sich drei reale Partner um einen fiktiven Auftrag beworben. Jeweils grün unterlegt war der günstigste Bieter, rot die teureren. Per Mail können zudem Bestelllisten, Kabelmengen und Aufmaße zwischen Auftraggeber, Bieter, dessen Subunternehmer oder Lieferanten lückenlos ausgetauscht werden. rePLANT bildet alle Phasen des Baufortschritts ab und vernetzt die beteiligten Partner bis zum Monteur auf der Baustelle und dem Kunden, der auf Fertigstellung drängt. "Alle Projektpartner erhalten täglich einen Statusbericht und ihre To-Do-Liste, um verzögerungsfrei zu arbeiten," so Forstreuter, der bei Heldele in Ansätzen bereits zuvor mit Schnittstellen zu der Software gearbeitet hatte.

Entstanden war die Idee zu der IT-Lösung beim Bau der Neuen Messe in Stuttgart, wo heimische Anbieter kaum zum Zug gekommen waren. Nun besteht die Chance zum Einsatz der neuen Software beim Bau von Stuttgart 21, zumindest in Teilbereichen. Denn die Software ist mit dem GAEB-Standard aller Branchen kompatibel. Und innerhalb jeder Branche können dann wieder einzelne Gewerke mit der neuen Software unterverteilt und koordiniert werden. Genau eine solche Lösung suchen die Planer bei BMW, die jährlich für 500 Millionen Euro Fabriken und Bürogebäude bauen, seit Jahren.

Nach der zweijährigen Pilotphase sind die Projektpartner überrascht, wie gut das Zusammenspiel bereits klappt. Das bestätigt auch Dr. Christian Schmidt vom Deutschen Luft und Raumfahrtzentrum DLR, das neben Maremba bundesweit acht weitere IT-Projekte aus Bundesmitteln fördert und der Jaroschs Ansprechpartner ist. Demnach gehört das Projekt der Schwaben mit zu den innovativsten und ist besonders praxisrelevant. 

Diskutiert wurden zuletzt noch Details wie Datensicherheit und digitale Signatur oder praktische Fragen, wenn etwa ein Angebot zurückgezogen, nachgebessert oder die Abgabefrist überschritten wird. Seit August macht Heldele mit rePLANT Erfahrungen bei realen Aufträgen. Parallel befassen sich die Projektpartner mit der Vermarktung der Software, die unter Federführung des etz gepflegt und weiterentwickelt werden soll. Die Software wird unter dem Namen rePLANT offizielle in den Markt eingeführt. Allein in der zweijährigen Entwicklungsphase hatten 1000 Teilnehmer Infoveranstaltungen über Maremba besucht. Gut die Hälfte versicherte, mit solch einer Software arbeiten zu wollen.

SW_Uebergabe

Auf die Pilotphase folgt die Anwendung von rePLANT bei realen Bauaufträgen: Betternet-Geschäftsführer Dr. Martin Knapp (r.) und etz-Geschäftsführer Dr. Jürgen Jarosch (l.) übergeben Heldele-IT-Administrator Dieter Hößler das Handbuch für die praktische Arbeit mit der Softwarelösung. FOTO: HELDELE